Der Frankfurter Singer/Songwriter Boo Hoo und sein neues Album "Afghan Hounds"
Meditationen über Madonna, Gespräche mit Woody Allen, aufmunternde Worte für Charlie Brown. Das Szenario eines Blackouts in New York und ein Großvater, der sich selbst in einem Paket verschickt. Türkisfarbene Straßenbahnen fahren an Tagträumern vorüber, für eine Geburtstagsfeier wird mal eben ein Boot gemietet, um Käsekuchen auf dem offenen Meer zu genießen. Willkommen in der fabelhaften Welt des Bernhard K. alias Boo Hoo, in der es auch eine Amelie gibt. Sie unterstützt ihn bei seinem Musikprojekt. Bernhard Karakoulakis singt und spielt Gitarre, Amelie Persson ist die zweite Stimme, spielt Keyboards, zeichnet und machte das Lettering für das neue Album "Afghan Hounds". Dessen auffälliges Cover stammt von Comiczeichner Christopher "Piwi" Tauber. Und mit "Piwi" organisierte Bernhard auch die ersten Konzerte in Frankfurt. "Im Clubkeller, im alten Bett, im Silbergold, aber am allerwohlsten haben wir uns immer im Café Stilbruch am Prüfling gefühlt", schwärmt Karakoulakis von der Off-Location, einem idealistischen Wirt, der die Musiker mit offenen Armen empfing, dessen moderate Preise immer einen vollen Laden garantierten, und in dem man - wenn man den Hut herum gehen ließ - mehr verdiente als bei den normalen Clubgigs mit wenig Publikum. Aus Amerika kamen für gemeinsame Auftritte The Burning Hell aus Kanada, Ching Chong Song und The WoWz aus der lebendigen Szene des Big Apple. "Im Cafe Stilbruch, das hatte schon fast New Yorker Charakter", trauert Persson diesem alternativen Treffpunkt nach, der aus familiären Gründen im Mai geschlossen wurde. In einer nicht Gewinn orientierten offenen Atmosphäre entstanden Freundschaften, eine Community aus Musikern, die sich gegenseitig unterstützen, und in der die gute alte Mundpropaganda fröhliche Urstände feiert. So kann man als Frankfurter, der in der eigenen Stadt noch immer als Geheimtipp gehandelt wird, mal eben auf Frankreich- und Spanien-Tournee gehen, um in Läden zu spielen, wo Kollegen Boo Hoo empfohlen hatten. Ein funktionierendes Referenzsystem. "Wir wurden überall empfangen wie alte Freunde."
Für Boo Hoo, der sein erstes Album "Hypermarché" mit dem liebevoll handgemachten Hüllen noch im eigenen Schlafzimmer aufnahm, war es dann auch nahe liegender, für die Produktion nach New York zu gehen, auch in der Gewissheit, dort Leute auf derselben Wellenlänge zu treffen. Jeder wollte bei der Produktion von "Afghan Hounds" dabei sein. Andrew Hoepfner, der Sänger der Creaky Boards, Phoebe Kreutz, die singende Puppenspielerin aus der "Sesamstraße", und mit Julie LaMendola sogar ein echte Opernsängerin. Neben den unterschiedlichen Gesangsstimmen sorgen noch Akkordeon, Trompete, Glockenspiel, Xylophon und eine singende Säge für Klangfarbenreichtum. Aber die akustische Gitarre steht immer im Mittelpunkt der Songs, die sich alle ganz pur und reduziert spielen lassen, ohne dadurch ihren Reiz zu verlieren.
Im Herzstück der New Yorker Anti-Folk-Szene, der Brooklyn Tea Party, hat der Frankfurter mit griechischen Wurzeln seine Batterien aufgeladen. Wo vor zehn Jahren Jeffrey Lewis und Adam Green für Furore sorgten, versucht sich jetzt die nächste Generation an ihrer Folk-Definition. Die Erfahrungen von dort trägt Karakoulakis im Herzen mit sich und weiß, das lässt sich nicht eben mal nach hier übertragen. "Ich habe auch nicht den Ehrgeiz, jetzt akustische Songwriter aus ganz Deutschland hier zu versammeln, um mit ihnen eine Szene zu kreieren - dafür ist Frankfurt einfach nicht die Stadt." Daran muss man nicht verzweifeln, sondern seine Chancen suchen. Und je offener man durchs Leben geht, desto mehr Gelegenheiten bieten sich. "Wir lieben die Diversität Frankfurts, die verschiedenen Leute, unterschiedlichen Szenen", bekennt das Duo und erinnert sich an einen Boo Hoo-Auftritt im Design-Hotel 25hours, in der ein Troubadour im - wahlweise - Strickkäppi- oder Schiebermützen-Outfit à la Songwriter-Urvater Woody Guthrie wie ein Fremdkörper wirken musste. "Da waren total schicke, aufgedonnerte Leute, die ihre Steaks auf Steinen serviert bekamen." Es dampfte und zischte und der Platz zum Spielen wurde immer enger. "Und wir dachten, die finden unserer Musik jetzt alle ganz schrecklich. Am Ende sind sie aber zu uns gekommen, waren total begeistert und wollten mehr über uns wissen." So ist das Credo von Boo Hoo auch jenseits des üblichen Kommerzdenkens: Wer die Musik hören will, soll sie hören. Musik für alle also bzw. einfach: Pop.