10/01/2008

Review of "Hypermarché" @ Rote Raupe, October 2008

Wenn zur Zeit von Frankfurt die Rede ist, geht es meistens um Wirtschaftskrise, Kursstürze und drohende Bankencrashs. Dass irgendwo im Schatten der Bankentürme allerdings ein junger Songwriter namens Bernhard Karakoulakis herumläuft, wird angesichts immer neuer Horrormeldungen aus der Finanzwelt allzu gerne übersehen. Ein großer Fehler, denn Bernhard Karakoulakis alias Boo Hoo ist mit seinem Debütalbum "Hypermarché", das er bereits vergangenen September veröffentlichte und zunächst nur in den Plattenläden der Mainmetropole zum Verkauf anbot, ein liebenswertes kleines Meisterwerk gelungen. Musikalisch bewegen sich die Songs auf "Hypermarché" irgendwo zwischen verspieltem LoFi-Elektropop und akustischem Songwriter-Folk, was Boo Hoo stilistisch, aber nicht zuletzt auch qualitativ in die Nähe von Bright Eyes oder Seabear rückt. Auf jeden Fall macht es großen Spaß, sich diese kleinen Lieder mit ihren direkt aus dem Leben gegriffenen Geschichten anzuhören. Wenn Boo Hoo etwa im von Ska-Trompeten untermalten Titelstück aufzählt, was es so alles im Einkaufszentrum zu erwerben gibt oder im wunderbaren "Steffi, Mom And Christopher" davon erzählt, dass er als Kind auf der Rückbank des Autos immer eingeschlafen ist, während seine Mutter vorne Leonard Cohen hörte und laut mitsang, hebt das zwar die Welt nicht aus den Angeln, berührt aber auf eine ganz sachte und unaufdringliche Art und Weise. Spätestens beim unfassbar schönen "Lady Di" wird dann klar, dass Bernhard Karakoulakis nicht nur ein unheimlich talentierter Songschreiber ist, sondern auch ein Herz hat, das größer ist als die Bankgebäude seiner Heimatstadt.

http://www.roteraupe.de/review/7888